IN MEMORIAM GIORGOS SEFERIS
Wir Argonauten
Am Mittag schläft der Wind
Wir pflücken die fahle Sonne
Und setzen den Fuß an ein Ufer
Gelächter
Wir ruhen im Schatten
Am Himmel zeigen Pfeile zurück
Und doch spielt die Ruhe
Sich selbst
Entlang der Schattenlinie Versuche
Entlang dem Horizont ein Kreis
Im tieferen Land liegen Träume
Wir tragen sie schwer
Und verlieren
Am Mittag fliegt ein Vogel
Der Albatros
Sein Rufen ist nichts
Später schlagen
Unsere Ruder wieder das Gold
Des Meeres
Im versinkenden Licht
Bericht eines Schiffbrüchigen
Hinunter beugte ich mich zum Rande des Floßes,
aufgewacht war ich wieder
aus tiefer Bewußtlosigkeit.
Sofort aber erbrach ich erneut
beim Anblick der grauenhaft schwarzen
abgründig tobenden See.
Dabei bemerkte ich staunend
einen weiteren überlebenden Schiffspassagier,
der sich krampfhaft mit autgerissenem Maul,
stark blutend am Kopf
und glasigen Augen,
mit Öl ganz verschmiert,
festhielt an meinem zu kleinen Gefährt.
Mit einer kaum merklichen
Bewegung stieß ich schnell ihn
zurück. Es war ja so leicht.
Lautlos verschwand er -
Gleite sanft dachte ich
in die Tiefen des Meeres,
ruhe schwerelos wie im Fruchtwasser
einer schwangeren Frau. -
Land, vom Meer aus gesehen
Ich kenne die Stunde in der
erstmals Land vom Meer aus
sichtbar wird
und Vorstellungen weckt
von festen Schritten
in der Stille der Mittage
in endlich erreichter Ruhe
in der Geborgenheit
einer unveränderlichen Fremde
in der Neues möglich ist -
Der Boden unter meinen Füßen
der vertraute schwankende
trägt dann nicht mehr
die ganze Hoffnung konzentriert sich
auf die noch ferne Landschaft
erträumte Heimat
Und doch - ich weiß:
Im Augenblick
da ich den Fuß zum ersten Mal
auf diese knirschende Materie setze
ist hinter meinem Rücken
diese Sehnsucht