Constantin Göttfert

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Eins


                                                                                                                              Für B.
Da hat er das Laub aufgetürmt und das Streichholz vergessen. Da hat er den Kanister mitgebracht, aber sich nur selbst bekleckert. Das Gesicht, sagt er, stehe ihm schon bis zum Hals und er hätte gerne jemanden, der ihm die Hände abschlägt, damit er nicht mehr greifen und jemanden, der ihm die Zunge heraus reißt, damit er nicht mehr sprechen muss.
   Am Ufer steht er die ganze Zeit schon und blinzelt nach drüben. Ob da was wäre und natürlich ist da was, aber die Brücke, herrje, die Brücke muss er sich bauen, und wenn er sie gebaut hat, muss er sie verbrennen, weil diesseits und jenseits - es sei doch einerlei, wo der Körper im Nebel verschwindet, die Hauptsache, sagt er, die Hauptsache ist doch, dass überhaupt gegangen wird. Aber warum (er schreit), warum nach drüben. Geh ich doch am Ufer entlang und ramm mir die Steine in die Fußsohlen, auch wenn das Wasser nur knietief, vielleicht nicht einmal das, vielleicht doch nur Millimeter und: Schaut doch nur, es fließt doch nicht einmal, was brauch ich denn die Brücke? Wo nur das Streichholz, wenn sie fertig ist, die, die ich ohnehin nicht brauche, weil ich rüber komme, weil ich doch immer rüber käme, bände ich mich nicht selbst ständig an wie einen störrischen Esel.
   Und er hat sich die andere Stimme erlauscht, die ihm das Blinkende nicht in die Hand gelegt hatte, und doch schien es ihm gut genug. Denn alles schien ihm gut genug, damit nur das Wort, nur das Wort wieder kommt und er das Streichholz vergessen muss und siehe: Es kam, denn schon zerrt er am Strick und der Hals wird ihm wund und hört drüben selbiges Wüten. Von all den Goldenen ist's nur einer (er schreit). Ein Einziger, der doch keine Geige halten, der nur seine süchtigen Hunde wecken kann, damit sie zum zitternden Tanz aufbellen. Und sieh nur, wie der junge Körper im Takt springt, bis ihm die Knie einbrechen. Der Goldene, der Mensch und Tier am Riemen reißt, lässt seine Melodie herüber klingen.
   Da hat er sich das Laub gesammelt. Da hat er sich die Hand in die Taschen gesteckt und es
herausgenommen: das Streichholz. Da hat er sich die gebaute Brücke besehen. Da hat er im
Geiste auch schweres Gefährt drüber laufen sehen. Da hat er den Sturm und das Peitschen von Wellen gesehen, und drückt sich das Auge aus dem Gesicht, weil doch niemand sie befahren oder begangen und wirft das Laub aufs Holz und das Feuer aufs Laub und geht und sieht nicht und geht und riecht nicht und geht und hört nicht mehr: Das Wort, das von drüben kommt.