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Die Lehrlinge
Dort, wo man Schlimmeres verhindert, auf den Dächern, an den wachsweichen
Ziegeln, den verschwörerischen Luken hantierten die Lehrlinge. Sie lehnten schräg
auf dem Gestänge der Gelenkleitern, taten still ihre Arbeit, wie man es auf den
Dächern der Vinetafabrik gewohnt ist. Wir konnten sie vom Boot aus durch den
gläsernen Boden betrachten, hielten Drinks in den Händen und hofften, daß sich
das Schiff nicht so bald von der Stelle weg bewegen möchte. Die Arbeit schien
ihnen leicht von der Hand zu gehen wie alle Arbeit auf den Dächern der
Vinetafabrik. Sie gönnten sich öfter· Pausen, während der sie ihre mit Hausmarken
gezeichneten Oberarme umeinander legten, mit den Hüften wippten, so daß man
spürte, wie es loderte in ihren Lenden. Ihre Werkzeuge aber behielten sie stets bei
sich, wie es üblich ist auf den Dächern der Vinetafabrik: die schwellenden
Hämmer, die sich kräuselnden Spritzpistolen, aufschäumende Schläuche. Manche
sahen mit leicht entflammbaren Augen verstohlen nach oben, sandten uns mit wie
zum Kusse gerundeten Lippen Luftblasen, die an der Glaswand breitliefen und
dann zur Seite entwichen. Da hätten wir ihnen zuprosten mögen mit den
hemmungslos perlenden Gläsern, hätten ihre Lippenbewegungen nachahmen
wollen, hätte uns nicht eine Ahnung den allzu vertraulichen Umgang mit den
Lehrlingen auf den Dächern der Vinetafabrik verboten. Auch sahen wir, daß jene
mit den kessen Gesten von ihren strengeren Kameraden gemahnt wurden,
nämlich, daß diese mit ihrem Werkzeug an die nach oben gereckten Hälse
schlugen. Aber sie taten es eher sanft, wie es sich ziemt für die Lehrlinge auf den
Dächern der Vinetafabrik. Da begann schon die Schiffsschraube das Wasser zu
quirlen. Die Lehrlinge lösten sich auf in Körpersegmente. Bald verschmolzen die
Lehrlingspartikel mit den atomisierten Dächern der Vinetafabrik. Wir aber kippten
die schal gewordnen Getränke auf die Scheibe und begaben uns wieder an Deck,
wo die Schiffsjungen mit ihren biegsamen Fingern die windigen Netze entfitzten.
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