Holger Benkel



 

hunde

 

führt der hund die toten über die grenze 
indem er sie frißtkann er sie begreifen 
und besitzen glaubt der mensch in seinem geist 
der andern kreatur steh ich auf der schwelle 
im zwielicht der sinne folgen mir wölfe 
zum liebesakt ins grab leg ich mich nieder 
verwandle ich mich in jedes tier begleite ich 
meine eigne beigabe zieh ich die seele aus dem fleisch 
wird mir glänzend weiß das fell komm ich an 
unter der erde lauf ich mir durch wälder entgegen 
fresse ich mich selbst wie hunde einst als aas birgt 
mich der frauenleib erst wo mir goldne borsten wachsen

 

krater

fließt flammenlos das feuer eines traumas impression 
zersprühen die funken in der furche blühen sie goldgelb 
wie knospen aus dem körper stein schmilzt der puls 
indem er sammelt keine ketten erkaltet der ofenmund 
überm mutterleib der energie führt mich letzter widerschein 
der feuerstätte in spiralen intervallen gleich die heilen 
hinauf am schorfgeröll der haut der lebenslangen inschrift 
steig ich über splitter glaub ich jede wunde sei eine geburt 
setz ich das vulkanglasmesser an fehlt mir ein streichholz 
nur zum leben kehr ich erloschen nicht zurück vergrab ich mich 
find ich den vertieften ort auf ausgebranntem platz 
der freien stätte überm knochenkalk sitz ich im untergrund 
des trichters komm ich aus einem leeren kreis in der asche 
fruchtbar geh ich durch die eigne brust

 

risse

entblößt der überfluß ein heitrer feuerkopf 
das bett des wassers das scharnier der landschaft 
umwachsen vom röhricht der haare zwischen haut 
und fleisch zucken die füße auf der schwelle 
berühren sie das genital schürf ich mich aus mir heraus 
hänge ich an fäden schnüren halme mir die kehle 
bersten die knospen spring ich aus der brust erhebt sich 
das geplünderte blut die goldader der jahre der wunde 
treib ich wie holz gekerbt ans ufer zerfließe ich 
von innen nur sprech ich panzert mich mein wort 
asphalt bewahrt mich schimmel tönen tropfen 
trauer durch narben im gehöhlten stein 
dem knochen kehr ich in den leib zurück

 

sandspuren

hält mich das rinnen der zeit unter glas nicht in fluß 
seh ich mich erschöpft verschüttet schon zur welt gebracht 
treiben schwefeldampf und reisig hervor das salz des körpers 
glänzend zwischen gelb und weiß erheb ich mich zum flug 
beugt sich der kopf dem halblicht der tiefe entgegen 
birgt die grube der brust krümmt der rücken den auftrieb 
durch die adern erst wenn keine uhr mehr schlägt 
bestreue ich mich selbst mit mehl überm himmel der haut 
lockt das gestirn kocht die milch über reinigt sie die finger 
fließt blut in die schuh mir glaube ich daß ich vor langem 
aus der wüste kam ansonsten führt mich nur 
die sonnenfinsternis zurück in die gezeit der alten