J. Wolf Breiden

           

 

                        Nichts als vergessen . . .

 

 

 

Nichts als vergessen!

Den Wein zu Ende trinken

und das gesalzene Brot mit Öl voll tunken.

Die Augen schweifen lassen,

trunken von soviel Vielfalt

und die Horizonte absuchen mit der Sehnsucht nach

Nirwana.

 

Nichts als vergessen,

denn die Gedanken sind zu schmerzensreich,

Erinnerungen Qual

und die Gefühle Folter.

 

Nichts als vergessen

und sich voll saugen mit der Gleichgültigkeit

der Natur.

 

Habe ich jemals jemanden gekannt?

Geliebt? Nicht ich! Wann denn und wo?

Liegt nicht ein Gestern Äonen zurück?

Ist das Heute denn mehr als ein Wellenschlag

im unendlichen Meer des Vergessens?

 

Die Schritte, die wir tun

hinterlassen nur Spuren im Sand,

die verwehen,

und unsere Lieben überdauern nicht

das Grünen der Blätter.

 

Nichts als vergessen,

sonst sterben wir einen frühen Tod

von zu viel Schönheit, zu viel Leid ermordet.

 

Die Ordnung der Säulen dauert nicht.

Die Tempel zerstäuben im Wind.

Der Urwald überwuchert Ruinen

und Wüsten dorren aus den Wald.

Die Sonnen erkalten und werden

aufgesogen von anderen Massen

 

Nichts als vergessen,

denn die Ideen

füllen nur Lücken im Zeitenpuls

zwischen den Urexplosionen.

 

Nichts als vergessen

und im Tönen der Zeit,

den eigenen Ton vernehmen;

die Augen trunken und weit

taumelnd zwischen Illusionen.           

 

                                                 

 

Ein ganzes Jahr ...

 

Ein ganzes Jahr und nur

Novembertage,

die Nebel heben nicht sich von

den Fluren

und milchig bleich darüber hängt

das Sonnenlicht.

 

Ein ganzes Jahr nun daß ich die

verlorene Liebe trage,

wie eine Krankheit, die anhielt die

Uhren,

die mich befiel, die Sinne trübte

und die Sicht.

 

Ein stilles, langes Siechen bis

die Liebe

oder gar das Leben selbst

erlischt.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                        Gezeiten

 

 

 

Alle Zeiten lassen mich rückwärts hinter sich

und während ich lernend warte auf das Leben,

liegt es gelebt in der Vergangenheit.

 

Nicht eine Tat, die durchschnitt

den gordischen Knoten meiner Zweifel,

nur die Sehnsucht zittert noch

einer Zukunft entgegen.

 

Leben für und in den Tag allein

war mir nur selten vergönnt

oder der tröstende Schlaf einer sternklaren Nacht,

wenn alle Räder der Ordnung

ungefährdet in Chaos und Leere

ihre Kreise drehen

und die Zeit eine absolute

und heilende Größe zu sein scheint.

 

 

An den Wegesrändern der Straße der Zeit

liegen die toten, gestürzten Götter.

Ihre Kadaver immer noch umschwärmt

von unseren schmarotzenden Hoffnungen.

 

Doch in der Ausdehnung von Raum und Zeit

werden die Sterne und Götter seltener

und das Nichts ist der Tod

und der Tod ist das

Ende von Sein

und dahinter

liegt das

nicht

sein

von

Sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der  siebte Kreis der Hölle . . .

 

 

Es liegt dann keine Heilung an.

Die Leiden in immer neuer Wiederkehr,

der Mut versunken

und jeder Neubeginn,

birgt schon das Unheil und

die Zerstörung

allen Tuns

in sich.

 

Wenn unsre Lieben noch

vor der Erfüllung

die Pein des Endes

in sich tragen

und alles Seiende ist schon gewesen,

jedwede Form schon ausgeholt.

 

Durch sieben Höllenkreise hat

das Leben sich entleibt.

 

Im ersten Kreis

die Wahrheit hat

als Lüge sich enttarnt.

Im zweiten

Die Freude sich der

Traurigkeit ergeben.

Im dritten sich

die Lust der allzu täglichen

Gewöhnung

im vierten

fand der Liebe Sehnen

keine Herzen mehr,

Im fünften

Hat der strukturierte Geist

Dem Chaos nicht mehr standgehalten.

Im sechsten

hat der Körper,

Träger unseres Seins,

versagt.

 

Und letztlich hat

im siebten dann

das Sein sich selbst verleugnet,

um den Schmerzen zu

entgehen.

 

Im Ende war das Wort entleert!