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Weintrinken
in den keller gehen, die steile treppe hinab, im letzten eck, von dort eine flasche wein
holen, noch lange nicht die letzte, vorsichtig die flasche haltend die steile treppe
hinauftragen, lange noch nicht die letzte flasche hinauftragen, heute die erste, an
diesem tag, die kellertüre nur anlehnen, die flasche auf den tisch stellen, nicht weit von
der kellertür, auf den morschen gartentisch stellen, sich auf den stuhl beim tisch setzen,
sich richtig hinsetzen, nichts denken, der korkenzieher liegt bereit, bereit an seiner stelle
auf dem tisch liegt er, wartet auf das öffnen, den korkenzieher ergreifen, ihn fest in den
korken drehen, ein ganz normaler gerader korken, kurz an den sektkorken und seine
form denken, dann wieder nichts denken, die weinflasche zwischen die knie klemmen
und mit einem schwung den korken herausziehen, dieses geliebte geräusch des
korkenherausziehens, die offene flasche auf den tisch stellen, wie sie da steht, klar,
grün, edel, voll, das etikett nicht lesen, sich nicht dafür interessieren, lieber die flasche
berühren, ihre kühlheit spüren, sie vielleicht kurz an die wange halten, dann aber schnell
in die küche gehen, ein weinglas aus der kredenz nehmen, das gewöhnliche achterlglas,
das auf grünen breitgewulsteten ringen steht, sehr gut in der hand zu halten, dieses
gewöhnliche weinglas, es nicht gegen die sonne halten und auf sauberkeit prüfen, nur
zum tisch zurückkehren und es behutsam daraufstellen, sich hinsetzen auf den
hölzernen stuhl beim tisch und endlich die flasche heben, wie schwer sie noch ist,
trotzdem mit einer hand heben und einschenken, endlich einschenken, nichts denken,
wie es gluckst, wie gelblich er rinnt dieser weißwein, wie kühl er schmecken wird, schon
den geschmack auf der zunge spüren, wie gut kühl an so einem sommertag, nicht ganz
vollschütten das glas, lieber öfter nachschenken, nicht an soda zum aufspritzen denken,
nur pur, jetzt aber trinken, gezielt, etwas aufgeregt, nach dem glas greifen, heute zum
ersten mal nach dem vollen weinglas greifen, an den mund führen, zu den ausgetrockneten
tippen hinführen, ein schlürfender erster schluck, der erste schluck wein heute,
kurz im mund behalten, nicht lautlos schlucken, den zweiten schluck schneller und
sicherer nehmen, noch ein paar schlücke, das kühle spüren, wie es hinunterrinnt, nicht
daran denken, wo es genau hinrinnt, das glas wieder genauso behutsam hinstellen,
woran jetzt denken, ans weintrinken denken, nur ans weintrinken denken, glas zum
mund führen, trinken, glas hinstellen, nachfüllen, an nichts anderes denken, die flasche
wenigstens in den schatten stellen, das kühle tut so gut, so kühl, so allein tut es so gut,
nur manchmal rundherum schauen, die bäume, die wiese mit dem gras, die steine,
zurück zum tisch, zur flasche wein, zum glas, zum mund, an nichts anderes denken, als
ans weintrinken und es auch gehörig tun, nichts anderes sehen wollen, nur diesen
ausschnitt vom weintrinken, diesen ausschnitt der wirklichkeit, so wie sie ist und wie es
gut ist, die dämmerung nicht bemerken, später erst die plötzliche finsternis, und doch
nicht wundern, ruhig sitzen bleiben im stuhl, sich nur vorlehnen um nachzuschenken,
sonst nach hinten gelehnt sitzen und trinken, mit blick auf tisch und flasche und glas, mit
derselben ruhe und konzentration rauchen, die zigaretten etwas abseits von flasche und
glas liegend, nehmen, anstecken, anzünden mit dem feuerzeug aus der hosentasche, es
wieder in die hosentasche zurückstecken, es nie auf dem tisch liegen lassen, alles so
einfach wie weintrinken, einfach nur rauchen, an der zigarette ziehen und dann den
rauch ausblasen, irgendwann ausdämpfen, erst ganz am fitter, am anfang nur eine
zigarette pro achter! rauchen, später nicht mehr daran denken, gar nicht mehr
bemerken, wie viele zigaretten geraucht wurden und werden, nie das weintrinken
vergessen beim rauchen, der wein steht an erster stelle, zuerst die weinflasche und das
glas, dann erst kommt alles andere, immer leichter die flasche zum heben, einschenken
wird ein leichtes spiel, nie ganz voll einschenken, nichts verschütten, obwohl doch genug
da ist, nichts denken, es einfach finster werden lassen beim trinken, nichts davon hören
oder sehen, nur weingeräusche in sich und um sich, manchmal ein blick auf den
korkenzieher, wie er wartet, auf die zweite, auf die nächste noch ganz kühle aus dem
keller, jetzt etwas schneller trinken, die schlücke werden größer, der mund geräumiger,
der bauch wohliger gefüllt, nur manchmal die klogänge, so weit wie möglich hinausschieben, dann aber doch, noch einmal ausgiebig aus dem glas trinken, es vielleicht
sogar leer trinken, seufzen und sich aufraffen, schnell aufstehen, am anfang noch
geraden schrittes zum klo eilen, die türe offen stehen lassen, trotzdem kein blick auf den
tisch, die flasche, das glas, später aufpassen, das hinunterspülen nicht vergessen,
vielleicht den hosenknopf offenlassen, vielleicht unabsichtlich, ohne umwege sofort
wieder zum tisch zurückgehen, später vielleicht einmal leicht stolpern, sich beruhigend
wieder auf den stuhl setzen und gleich nach dem glas greifen und das glas auffüllen, es
lieber gleich auffüllen, wenn es auch noch nicht leer ist, der durst ist groß nach dem
klogang, den bauch wieder füllen, jetzt ist wieder ruhe eine zeitlang, an keinen weiteren
klogang mehr denken müssen, wieder nur dasitzen, ans weintrinken denken, dazwischen
eine zigarette rauchen, den wein nicht aus den augen lassen dabei, beobachten
wie die flasche sich leert, so schnell, und doch noch etwas wein in der flasche, bald
kommt der gang in den keller, die steile treppe hinunter in den keller zu den flaschen,
noch ist es nicht gefährlich, noch ist wein in der flasche am tisch, doch schon jetzt mit
dem korkenzieher spielen, seine spitze leicht in die haut der handfläche drücken, was tut
schon weh, der schluck wein tut gut, nicht mehr so kühl wie am anfang, an andere
denken, die jetzt auch wein trinken, vielleicht nicht alleine, vielleicht einen anderen wein,
wieder das etikett der flasche nicht beachten, nur selber wein trinken, jetzt schon hastig,
endlich, die flasche ist leer, aufstehen, etwas wanken dabei, in den keller gehen, die
steile treppe hinuntersteigen, schon die neue flasche in der hand halten, wie wieder
hinaufkommen, noch so viele flaschen da unten, noch lange nicht die letzte, erst die
zweite an diesem heißen sommertag, oder ist es schon nacht, kurz daran denken, wie
spät es ist, sich konzentrieren, das hinaufgehen, die flasche auf den tisch stellen, sie
steht nicht gerade, sich auf den stuhl plumpsen lassen, wo ist der korkenzieher, nicht an
seinem platz, doch da liegt er ja, er scheint verbogen, die knie halten nicht zusammen,
die flasche muß geöffnet werden, aufstehen, die flasche auf den boden stellen, den
korkenzieher hineindrehen, den korken herausziehen, das geräusch ist verzerrt, fast
umfallen beim korkenherausziehen, schwer atmen nach der anstrengung, aber die
flasche ist offen, die volle flasche hastig auf den tisch stellen, nachschenken, das glas ist
noch nicht leer, der wein schwappt über, an tischdecken denken müssen, endlich
trinken, viel kühler als vorher, wieder ruhig werden, tief einatmen, die nacht bemerken,
wohin ist der tag verschwunden, wohin ist der wein verschwunden, an das innere
denken müssen, an nichts mehr denken wollen, die leere flasche zur seite schieben, die
zweite ungeduldig trinken, störende klogänge einschieben müssen, sich lieber anbrunzen,
an die nässe denken, doch aufs klo laufen, dann umso mehr trinken, hineinschütten
schon, wie in diesem zustand die dritte flasche holen, den kopf nicht mehr halten
können, wegtauchen, das glas nicht mehr sehen, die flasche nicht mehr sehen, nicht
mehr rauchen, nur mehr trinken, sich anschütten, flecken auf der hose· nicht bemerken,
die nässe am körper nicht spüren, betrunken sein, endlich betrunken sein, nichts mehr
denken, nicht einmal mehr ans weintrinken denken, schon gar nicht ans betrunkensein
denken können, noch stieren auf die leere flasche, nicht mehr denken an die nächste,
nur zurücklehnen, den kopf nach hinten beugen, sterne bemerken ganz weit oben, mit
ihnen reden, unverständlich, nach vorne fallen, das glas umwerfen, den wein
verschütten, nicht mehr nachschenken, nicht mehr ans nachschenken denken, die arme
auf den tisch breiten und den kopf hineinlegen, die augen nicht gleich schließen, doch
nichts mehr sehen, schon lange nichts mehr denken, irgendwann einschlafen, auf dem
tisch den kopf, liegend, die flasche stehend, nicht leer, das glas, liegend, nicht
zerbrochen.