Eike-Wolfgang Kornhass

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Familientreffen kakanisch


Am Vorabend des Großen Krieges tagt im Hause des k.u.k. Hofrats Eduard Edler von
Abbafy in Przemysl/Galizien die Jahresversammlung seines Familienverbands. Die
Mischpoke ist zahlreich vertreten durch Delegationen aus Radauz/Bukowina,
Mros Vasarhely/Siebenbürgen, Temesvar/Banat, Laibach/Krain, Banjaluka/Bosnien,
Pakracz/Kroatien-Slawonien, Wien, Triest, und Watzing-Schlaugenham/Oberösterreich.
Besondere Erwähnung unter den Anwesenden verdienen einige Kapazitäten, ohne die
Zusammenkünfte solcher Art eine matte Sachen blieben:
   Der Gastgeber selbst, Onkel Eduard. Alkoholiker der Kategorie gamma. G'schwollkopf
mit apoplektischer Tendenz, Hände vor Erreichen des Pegels stets im feinschlägigen
Tremor. Raucht ausschließlich schwerste Havannas, spuckt beim Frühstück (Wodka mit
Tee) Blut. Partiell wirr. Dennoch von zielgerichteter Bosheit und dämonischem Einfallsreichtum auf dem Gebiet des Menschentratzens. Korsakott als Folge exorbitanten
Alkoholmißbrauchs. Hat wegen des damit verbundenen, nahezu totalen Gedächtnisverlustes
die Sprache von Grund auf wiedererlernen müssen. Deshalb rhetorische Ausfallserscheinungen. So pflegt er im Suri und bei Aufregung die Vokale zu verlieren:
Schnrrzlbrrzt. Damit Vorläufer von Karl Valentins Konsonantiker Wrzlbrnft. Onkel Eduard ist tierliebend. Hat die oberen Räumlichkeiten seines Hausen Dutzenden von Affen überlassen, welche teilweise an Epilepsie leiden. Intensive Kontakte zu den Lummen und Rallen auf dem Teich des Anwesens. Oft begibt er sich nach Levee und Zitterschluck in das Gewässer, wo er als eine Art ornithologischer Demosthenes in schlurrendem, murschelndem oder gar fuschelndem Tonfall den Dialog mit den Vögeln sucht. Dürfte damit die berühmte Tradition österreichischer Verhaltensforschung begründet haben. Vorliebe auch für exotische Tiere. Der Herr Hofrat ist Sodomist.
   Anka von Löwenthal aus Temesvar/Banat. Typ Haubenschlauch. Medizinalratstochter mit
Neigung zu Verstopfung. Fatale Ähnlichkeit mit der erst später in Aktion tretenden Schauspielerin Anni Ondra, möglicherweise ihre Mutter. Präpotent, dabei aber künstlerisch begabt. Revolutioniert als Kunstmalerin und Gründungsmitglied der Gruppe „Les nouvelles fauves de Temesvar" das traditionelle Stilleben dergestalt, daß den üblichen diversen Blumen und Öbstern artfremde Gegenstände wie Klistiere, Nasenzangen oder Schröpfköpfe dekorativ hinzugefügt werden. Engagierte Frauenrechtlerin. Gescheiterter Versuch, die Gesetzesgrundlage dafür zu schaffen, daß Männer aus egalitären Gründen nur noch in Hockstellung urinieren dürfen. Stürzt ihren in ftagranti ertappten, aus Prag stammenden Ehemann kurzerhand aus dem Fenster.
   Poldi von Windischgarsten aus Wolfsegg/Oberösterreich. Reichlich naiver Herrenreiter.
Hat vom Halten der Zügel eine Handverkrümmung in Form der vorwiegend in
Oberösterreich vorkommenden Greifklaue. Behauptet allerdings, er habe die
Battenberg'sche Krankheit, obgleich verwandtschaftliche Beziehungen zu dieser Linie
nirgends nachweisbar. Idealist mit gütig blickendem Aug'. Vorläufer des heutigen
Engagierten. Überdies Anthroposoph. Pantscherl mit der Friedenskämpferin Bertha von
Suttner. Unter deren Einfluß zum Pazifisten gereift. Gleichzeitig Sympathien für den Islam.
Quittieren des Dienstes als Major des Regiments „Wiener Blut" infolge grober
Insubordination, nachdem er zum Appell zunächst in Zivil, später nur noch in kaftanartigem
Schlafrock mit osmanischen Rangabzeichen erscheint, die Parade gen Mekka gewandt
abnimmt, und statt der Grundausbildung Eurythmie verordnet. Spitzname Major Muezzin.
   Lola von Koldunja aus Leitomischl/Böhmen. Geizig und sekkant. Verrichtet
Gartenarbeiten grundsätzlich in langen, böhmischen Männerunterhosen. Flucht ordinär.
Würgt ohne Vorankündigung und Anlaß Verwandte und wildfremde Menschen. Extreme
Nymphomanin mit Vorliebe. für Position a tergo. Beschäftigt als Dame von Stand zur
lustvolleren Einführung eigenen Penetrationsassistenten. Buckel. Typ Leithexe. Inszeniert
einen alljährlich stattfindenden Hexensabbat. Gilt sozusagen als Schlagobers der
Leitomischler Walpurgisnächte. Steht unerschüttert inmitten einer Flut von Prozessen, zu
deren Bewältigung sie ständig bis zu zehn Advokaten gleichzeitig beschäftigt, die wegen
Lolas lntriganz längst untereinander gerichtliche Verfahren betreiben, welche sich derart
verworren gestalten, daß die zwecks Entwirrung von den Anwälten wiederum
hinzugezogenen Kollegen auch ihrerseits gegeneinander vorgehen. Dank Lola verzeichnet
der Großraum Leitomischl juristische Vollbeschäftigung.
   Alexander von Waraschitz aus Kofidisch/Burgenland. Jähzornig infolge
Schilddrüsenüberfunktion. Verläßt das Haus nie ohne persönliches Sitzkissen, da
schwer von Hämorrhoiden geplagt, welche wie Froschlaich in langen Schlaufen im
Außenbereich hängen. Im übrigen gute Erscheinung, Modell Feschak. Karriere im
diplomatischen Dienst bis zum Sektionschef. Muß aber schließlich demissionieren,
weil er vorzugsweise bei amtlichen Anlässen laut rülpst und Aktenvorgänge gern mit
despektierlichen Bemerkungen versieht, wie z.B. ,,alles Spompanadeln", ,,wieder
schlecht gesattelt" oder „arschplombierter Fasan". Nach der Entlassung stets hoch
verschuldet. Versteht es geschickt, seine Gläubiger dadurch gnädig zu stimmen, daß er
sie vom eben Geborgten opulent freihält. Verbal frauenfeindlich. Aus dem Russischen
stammendes Lieblingssprichwort: ,,Das Huhn ist kein Vogel, die Frau ist kein Mensch."
Tituliert weniger attraktive Damen ungeniert als „alte Zwetschge". Ambitionen auf dem
Gebiet der Musik. Ruiniert mehrere Opernaufführungen, nachdem er sich verkleidet
unter das Ensemble mischt, um dann auf der Bühne in abweichenden Tonarten und
Sprachen gänzlich neue Partien gesanglich zu interpretieren. Widmet sich auch der
Instrumentalmusik· und Komposition. Von ihm stammt die seinerzeit beliebte
Transkription der „Mondscheinsonate" für zwei Balalaiken und Mundharmonika.
   Poldis jüngerer Bruder Hubert aus Triest. Strenge jesuitische Erziehung. Pflegt auch
völlig unbekannte Menschen unaufgefordert zu segnen und ihnen pauschal die Absolution
zu erteilen, ohne jemals die Weihen empfangen zu haben. Biblischer Lieblingstext „Jesus
Sirach". Entzieht sich den sogenannten Erfordernissen des Lebens durch Flucht. in
absonderliche Krankheiten wie z.B. anfallartig auftretenden Tanzzwang. Schließlich
harmlose Form österreichischer Demenz. Bezeichnet sich selbst als Ideenmeister und
wegerfindet das Rad. Verabscheut Eindringlinge im Park seiner Triestiner Villa, denen er als
Gärtner verkleidet entgegentritt, um ihnen idiotische Zweizeiler ins Gesicht zu brüllen, wie
etwa: ,,Hat die Wespe keine Taille, wird der Hubert zur Kanaille!" oder: ,,Hat das Nilpferd
keine Federn, tut sein Arscherl schnell verledern". Besprüht gern fremde mit Buttersäure
aus einem theresianischen Flakon. Bedauert gewöhnlich mit den Worten: ,,Würde sie
freundlichst zum Nachtmahl gebeten haben, wenn Sie nicht so grauslich stinken täten!"
Hubert haßt Hunde. Wo nur möglich, läßt er Exemplare dieser devoten und geräuschvollen
Spezies von eigens gezüchteten herzegowinischen Kampfhasen zu Tode hetzen. Manchmal
auch fängt er streunende. Köter ein und saugt sie bei lebendigem Leib aus.
Lieblingsschimpfwort: ,,Hundsfott". Nach eigenem Bekunden genießt er stets „die Ruhe vor
dem nächsten Hund".
   Huberts Vetter Harry aus Wien. Einziges Familienmitglied mit amerikanischem Paß. Entzieht sich der drohenden Verehelichung mit einer Elisabeth von Trautmannsdorf durch
Emigration über Dresden (Fleischerlehre) in die USA, nachdem seine Feststellung, er könne
die Trautmannsdorf von Tag zu Tag weniger riechen, von deren Familie als Grund für eine
Verlöbnisauflösung nicht akzeptiert wird. In der neuen Welt rascher Aufstieg von simplen
Fleischhauer zum Compagnon eines aus Tarnow stammenden Fleischfabrikanten in
Chicago. Im Unterschied zur sonstigen Verwandtschaft arbeitet sich Harry aus dem Sumpf
österreichisch-ungarischer Schlamperei, Vetternwirtschaft und Ineffizienz heraus und
gewinnt dadurch erheblich an persönlicher Farblosigkeit. Gefällt sich in der Rolle des
genialen Organisators und drängt sich anläßlich seines derzeitigen Europa-Aufenthalts bei
allen Gelegenheiten als Lehrmeister in Sachen Fortschritt, Produktivität und rationelle
Planung auf.
                                                                   *
Das Fest hatte begonnen. Der Tagungsort in Przemysl war allgemein bekannt, so daß keiner
der Anwesenden Anstoß an Onkel Eduards Bestiarium nahm. Anstelle der üblichen Lakaien
waren an den Türen langhälsige Marabus postiert, die bei Ansichtigwerden eines Menschen
einen langanhaltenden, äußerst unangenehmen Schnarrton von sich gaben. Im Kristalluster
hing ein stinkendes Faultier mit impertinenten Gesichtszügen, welches Eduard erst kürzlich
von einem Wiener Diplomaten gekauft hatte. Auf Gardinenstangen und Schränken hockten
steiermärkische Kolkraben, die in allen möglichen Idiomen zu schimpfen oder auch zu
singen vermochten. Ein vazierendes Lama spuckte unaufmerksamen Gästen unversehens
ins Getränk. Nur die Affen waren in den oberen Etagen eingesperrt worden. Der Gastgeber
selbst trug statt des traditionellen Einstecktuchs ein tückisch dreinblickendes Chamäleon,
welches den wechselnden Gemütsregungen seines Herrn stets den korrespondierenden
Ausdruck zu verleihen wußte.
   Bei der Gestaltung des Festessens waren zum Teil auch Wünsche der Geladenen
berücksichtigt worden. So reichte man als hors d'mvre Triestiner Hundeleberpastete
vom durch Onkel Hubert frisch erlegten Mastino. Unter den Hauptgerichten fanden die
von Vetter Alexander angelieferten arschplo bierten Fasane großen Anklang. Ebenso
gut aufgenommen wurde der frustrierte Fuchs im Römertopf, den Tante Lola eigens
von Hand erwürgt hatte. Er wurde mit einer Sauce serviert, welche nach Lolas
Hausrezept für Walpurgisnächte unter anderem auch Formaldehyd, Kupfervitriol,
übermangansaures Kali, Kaliumpermanganat und Schwefelsäure enthielt. Lola selbst
würzte darüber hinaus mit einem Sprutz Hexachlorophen nach.
   Das Mahl war beendet. Poldi versuchte, Onkel Alexander ein Gespräch über Bertha
von Suttners Roman „Die Waffen nieder" aufzuhängen, welches jener rülpsend mit der
markigen Aufforderung: ,,Füsilieren, die alte Zwetschge!" unterbrach, um seinerseits
auf der Mundharmonika die „Mondscheinsonate" zu intonieren. Hubert, angetan mit
einem Kardinalsgewand aus Mariazell, nahm derweil unbefugterweise einem entfernten
Verwandten die Beichte ab und brachte sodann mit hakelndem Krummstab einen
eiligen Lakaien zu Fall, von dessen Tablett herab sich größere Mengen an
Formaldehyd-Sauce über das heftig zurückspuckende Lama ergossen. Tante Lola,
gerade damit beschäftigt, neue Adressen von führenden Advokaten der Monarchie
aufzuschreiben, fand sich wider Willen plötzlich in den Armen Huberts, der in einem
Anfall von Tanzzwang eine Schneise der Verwüstung durch den Festsaal brach. Anka
von Löwenthal laborierte an einer steinharten Obstipation, saß im übrigen vollkommen
unberührt vom allgemeinen Trubel in vorbildlicher Contenance an ihrem Platz und
forderte mit fester Stimme das jus primae noctis für Frauen. Onkel Eduards Chamäleon
hatte nach Cognac und Zigarre seines Herrn einen ruhigen Blauton angenommen, als
der sich zur Tischrede erhob.

 

,,Verehrte Anwesende!
Die Donau ist der Styx des christlichen Abendlandes. Wer hier Charon sein will, muß a
dickes Fell habn. An die Ufer oder im weiteren Umkreis Deitsche, Tschechen,
Slowaken, Polen, Ruthenen, Krainer, Kroaten, Bosniaken, Rumänen, Magyaren und
weiß Gott nich noch wer. Zum Teil schreckliche leite, ieberwiegend unlautere
Charaktere. Schlawiner, Strawanzer, Beitischneider, Häretiker, Defraudanten, Pülcher,
Sulwersive. Anarchisten, Individualisten, Anthroposophen und Demokraten. Und fast
• IIiltbolisch oder jiedisch. Die Staatsräson der Monarchie heißt Schlamperei und
Pallawatsch. Nu. schauts eich selber an:
Anka demoliert die heitige Kunst mit aran Klistier und mecht die Mannsbilder zu
Hockbrunzern machn."

   Anka applaudierte höhnisch und schmähte den Redner lauthals als bestienfixierten
Fäkalstecher.
,,Poldi is a händischer Kretin und spielt an Muezzin im Schlafrock. "
   Poldi lächelte friedvoll und beschrieb mit der Greifklaue eurythmische Figuren in der Luft.
,,Tante Lola is gemeingefährlich, mannstoll und fiert Prozesse. "
   Lolas Hände formten sich zum Würgegriff, während sie wüst schimpfend Verleumdungsklage androhte.
„Xandi is a abservierter Diplomat, Mondscheinverhunzer und arschplombierter Defraudant 
   Alexander raunzte: ,,Heute wieder sehr schlecht gesattelt, Vetter Eduard!" und verfitzte sich in seinen Hämorrhoidenschlaufen beim Versuch, das Sitzkissen gegen den Redner zu
schleudern.
,,Hubert is a meschuggener Jesuit und zuzelt Hundert aus. "
   Der Angeredete sprach salbungsvoll: ,,'Sei nicht ein Ohrenbläser und verleumde nicht
mit Deiner Zunge!', du Hundsfott!"
,,Ich selber bin a Schluckspecht, Sekkierer, Tachinierer und Sodomist "
   Frenetische Zustimmung des Auditoriums. Die Marabus schnarrten, ein Rabe krächzte:
,,Mir san die Kaiserjager ... ", das Chamäleon changierte ins Rot.
„Bruder Harry, "fuhr Eduard fort, ,,wo heite extra aus Amerika angereist is, hält garnix von
eiere Charaktere und eiara Monarchie und is jetzt a organisierter Fleischhauer. "

   Der Emigrant und Unternehmer erhob sich würdevoll und begann einen umständlichen
und langweiligen Vortrag über „mangelnde Effizienz der europäischen Industrieproduktion",
bezeichnete Reichsrat wie k.u.k. Armee als „schlechtadjustierten Sauhaufen" und meinte
ganz allgemein schließlich „prospektiv den kontroversiell bedingten Kollaps des
europäischen Staatensystems, in Sonderheit aber der österreichisch-ungarischen
Vielvölkermélange" erkennen zu können.
   „Was will er?" fragte Tante Lola. ,,Er will eich sagn,"übersetzte Eduard, ,,daß Schluß is
mit der Kaiserei, daß Eiropa zerrieben wird von die großen Machtblecke, daß endlich die
Schlamperei und der Pallawatsch ersetzt werdn mißn durch a richtige Ordnung. Daß nich
mehr Tag tier Tag Mullatschak is, daß die Leite solln wieder mit die leite und nicht mit die
Tiere kopulieren, daß sie solln Kinder machn, sie dressieren und kujonieren und zu
anständige Staatsbirger machn mit Klavierunterricht, Militärdienst und Krawatte. Die Leite
solln riechn nach Kernseife und nich nach Knoblauch und endlich funktionieren wie a
Effizienzamerikaner!"

   Onkel Eduard hatte sich heiß geredet, das Chamäleon wechselte permanent die Farbe
und schoß die lange Fangzunge gegen Harry. Nach dem 13. Viertel Horitschoner
Spätburgunder stockte Eduards Redefluß plötzlich, eine Art Sprachprostatitis befiel ihn, er
verlor die Vokale: ,, A Ordng muß sn, mr brchn a Orgnisatn, mr slln wrdn ettiznte Leit,
snst is Untrgng dr Mnarchie ... "

   Das Chamäleon bleschelte wild und ziellos nach allen Seiten und lief in sämtlichen
Farben zugleich an. An der Tafel aber brach ein Aufstand los: ,,Wir mechtn dirfn katholisch
verrickt sein!" rief man, oder: ,,Kopulation statt Produktion!" oder: ,,Wir scheißen auf die
Ordnung!" oder: ,,Hund im Topf statt Dosenfraß!" oder: ,,Mullatschak, Sodomie, Anarchie!"
Einige erhoben sich, um die Hymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser" anzustimmen, da
ertönte aus der Gegenrichtung schon: ,,Noch ist Polen nicht verloren". Der Rabe krächzte
den Radetzkymarsch, Tante Lola, schwer betrunken, stimmte aus Versehen das Kufsteinlied
an. Das Durcheinander erreichte schließlich den Höhepunkt, als aus den oberen Gemächern
plötzlich die epileptischen Affen nach unten stürzten und sich mit der tobenden und
schreienden Mischpoke vermengten. In diesem Augenblick setzte das Orchester ein und
spielte schaurig getragen den Kaiserwalzer. Valse funèbre, Opernball à la Przemysl.
   Onkel Harry versuchte vor der Wut der Unbelehrbaren zu flüchten, konnte sich aber aus
dem Malstrom der ekstatisch Tanzenden nicht gleich befreien. Einer der epileptischen Affen
stürzte sich auf ihn, verbiß sich zuerst im krampfhaft festgehaltenen amerikanischen Paß,
und dann in seinem fleischigen Fleischhauerarm. Endlich gelang es dem schwer malträtierten
Ordnungsfanatiker, auf dem Lama reitend dem Gewoge der ihm nicht Gewogenen
zu entkommen.
   Vom Turm der Hauskapelle schlug es Mitternacht. Man schrieb den ersten August 1914.


Onkel Harry wurde am Tag des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten in Attnang-Puchheim
interniert und verstarb kurz darauf an österreichischer Epilepsie.