Arnd Wuillemet



 

 

 

 

 

 

Bilder einer Landschaft

Die Bilder der Impressionisten


I

Die Straße nach Chailly-en-biere
ist vergessen
im Schattenwurf der
gestrandeten Weisung
im Licht des Tages
verlassen
Herbstlaub einfarbig
ohne weitere Bedeutung
und Sturm zieht auf
in welche Richtung muß
ich nun weitergehen

 

II

In der Nacht war Schnee 
gefallen lautlos 
legte er sich auf die Dächer 
mit Diamanten bedeckte 
er jene kahlgelebte Fläche 
den Wiesengrund 
den Dorfgrund 
die Rosen sind welk 
in den Vasen 
und blau der Schatten 
im Fenster Atemnebel 
zieht behutsam durch 
die kahlen Äste die 
unverletzbar wurden 
im laufenden Jahr und 
es war Schnee gefallen 
lautlos

 

III

Im Morgengrauen brachen
sie auf mit den
kürzeren Angelruten
und Netzen auf 
den Schultern sie 
wollten sehen wie 
das Licht der Morgensonne 
den Horizont beschreibt das 
Untere vom Oberen 
bricht um was getrennt 
auf eigenen Wegen zeitlich 
fortzuführen 
diesmal brachten sie keine 
Fische am Abend mit 
nachhause

 

IV

Am Dorfeingang von Voisins 
steht der Herbst zertritt 
das blaßgrüne Gras und 
die Stiefel sind noch staubig 
er begrüßt die Bauern 
als sei er ein alter 
Bekannter

 

V

Am Dorf vorbei führt ein
Weg übers Feld in der
Erntezeit
der nahende Sturm ist schon 
fühlbar geworden schnell 
werden noch zwei drei 
Schubkarren Heu eingebracht 
und die alte Bäuerin 
begegnete mir unweit des 
Dorfes auf dem Weg übers 
Feld
Kaspar muß hier gelegen haben

 

VI

Der Louvre an einem Morgen im 
Schnee weit entfernt von den 
dampfenden Kaffeetassen und 
den verschlafenen Lippen die 
man Gestern noch nicht kannte 
und den Geräuschen der
Nachbarn

An einem Morgen im Schnee und 
selbst Paris ist festgefroren 
wir aber gehen weiter

 

VIl

In den ersten Februartagen 
dachten wir schon nicht 
mehr an das was vielleicht 
hätte kommen können du 
gingst allein spazieren und 
in den feuchten Wegen im 
Wald fand ich deine Spuren 
du pflücktest Farn der noch 
übrig war vom letzten 
Jahr und streicheltest 
damit versonnen die eigenen 
Lippen du wolltest weinen 
im Februar

 

VIII

Wolkenbehangen undurchdringbar 
schimmert ein weißgraues Licht 
sacht haucht ein Wind 
über die Gräser und Regen 
es ist still und 
nur ab und an 
raschelt das erste 
braungelbe Laub 
der Asphalt glänzt 
regennaß neben immer 
noch gelbgrünem Gras 
noch immer nicht verwelkten 
blaßroten Rosenstöcken 
die Muttererde schwer 
und dunkelbraun 
und die Spuren 
bedecken still 
unseren Weg

 

IX

Und es kommen immer 
wieder diese Wolken 
nebelgleich mit 
Blau betupft 
verschwommen 
schemenhafter Horizont 
zu Land im Wasser 
ohne Übergang ewig 
braune Weide baumgesäumt 
strauchgesäumt unruhige 
hellgewandte Wesen 
geschwungen am Morgen 
bis zur Ewigkeit in der 
Bucht für das Profil der 
schwerelosen Weite 
und Regendunst 
für das stille Wunder

 

X

Es war egal geworden 
ob ich nun hier den 
angebrochenen Abend am 
dunkelnden Teich und 
den Seerosen 
an den sich spiegelnden 
Pappeln auf dieser feuchten 
schweren Erde im 
tastenden Glanz des 
abendlichen Lichts 
allein verbrachte 
oder draußen in 
Stalingrad 
ich vergaß es beinahe

 

XI

Und es kommen immer
wieder diese Wolken
nebelgleich mit
Blau betupft
verschwommen
schemenhafter Horizont
zu Land im Wasser
ohne Übergang ewig
braune Weide baumgesäumt
strauchgesäumt unruhige
hellgewandte Wesen
geschwungen am Morgen
bis zur Ewigkeit in der
Bucht für das Profil der
schwerelosen Weite
und Regendunst
für das stille Wunder

 

XII

Die Weiden treten Spuren in
den Tag ganz still und
ohne abgeknickte Zweige
hochragend
tiefverwurzelt
im Bodengrün
in den Weidekathedralen
Glockenklagen und im
Dickicht schnellgelebter
Augenblicke taste ich
nach den Wurzeln jener
Weidenbäume doch die
Türme besiegte ich
niederträchtig

 

XIII

Und in der Heide 
ziehen Momente windgetragen 
bloßgeküßt und unerlebt 
vorüber
unerreichbar fliehen sie die 
Nacht viel zu Weniges 
viel zu weit entfernt beginnt 
ein anderer Morgen
lichtlos

 

XIV

Weit fließt das Land in
Braun hinab
zum schräggefugten
Gestade seicht und 
launisch tief und 
voller Ernst 
schwer lasten die 
Wolken auf dem Abend 
gleitet über grüne Küsten 
hingehuschte Melodien der 
Erntegesang kommt von 
weit her und die Ochsenkarren 
nur bis zur Tränke ist 
es weiter

 

XV

Ein schweigender Wall 
silberner Streifen 
eingeschläfert 
für längere Zeit

Brücken geschlagen 
die bedächtig schwanken 
als gelte es 
haltbar zu sein

Früh lichte Gefilde
als frühe Erscheinung
neu tönender
Tagesmelodien

 

XVI

Im Taumel des Stroms 
Novemberlicht 
küstennahes Gewässer 
im Niemandsland 
drischt ein Krähenschrei 
auf mich ein 
und ich, ich falle

 

XVII

Der Flügelschlag einer Nachtigall 
klingt nah schweigend ziehendes 
Gewässer nachregnender Birken 
vor den Schrebergärten am 
Rand des Baches schreien 
die Gänse und wenn ich 
atme entstehen Wolken 
die langsam weiterziehen

 

XVIII

Das Pflaster scheint wie 
Jade zu glühen 
grün steht der Nadelwald 
und von weit her klingen 
Trommeln geschlagen 
um Helfer herbei zu rufen 
ein Schatten wandert 
über das Pflaster 
dann ist es wieder still